Die gute alte Steckrübe

Sie war ungeliebtes Hauptnahrungsmittel in den Hungerwintern von Kriegs- und Nachkriegszeit, wohl deshalb haftete ihr lange der Ruf an, ein "Arme-Leute-Essen" zu sein, sie wächst auch unter widrigen Bedingungen, und sie trägt viele Namen: Steckrübe, Kohlrübe, Butterrübe, Dottsche, Runke, Wruke, Bodenkohlrabi, Erdkohlrabi, schwedische Rübe und sogar ostpreußische Ananas. Sie ist nicht besonders ansehnlich, dabei ist sie (auch dank neuerer Züchtungen) ein delikates Knollengemüse, preiswert und gesund. Aus heimischer Ernte bekommt man sie von Oktober bis April, und im Moment landet sie oft in meinem Einkaufskorb, weil ich keine große Lust mehr auf Kohl habe und frisches Grünzeug im Hofladen noch Mangelware ist, und ich mag ihren süßlich erdigen Geschmack, irgendwo zwischen Möhre, Kohlrabi und Kohl, und ganz besonders mag ich gerade dieses Steckrüben-Dinkel-Risotto. 

 

Für Risotto benutze ich gern anstelle von Reis ab und zu Getreide wie Dinkel mit seinem nussigen Aroma. Perldinkel oder Zartdinkel hat leicht geschliffene Körner und gart schneller, man kann alternativ auch Gerstengraupen benutzen. Darf man überhaupt Risotto sagen, wenn gar kein Reis drin ist? Egal, Dinkotto/Gerstotto klingt komisch, und Mr. Fearnley-Whittingstall, von dem dieses Rezept ist, nennt es schließlich auch so.

 

Steckrüben-Dinkel-Risotto

Rezept:

 

1 l heiße Gemüsebrühe

1 großer EL Butter

2 EL Olivenöl

2 Zwiebeln, gehackt

1 Knoblauchzehe, fein gehackt

350 g Steckrübe, geschält, ca. 1 cm groß gewürfelt (bei mir mehr)

300 g Zart-Dinkel

60 g Parmesan oder anderer würziger Käse, gerieben (bei mir mehr, Blauschimmel geht auch gut) und zusätzlich etwas geriebener Käse als Garnitur

ca. eine Handvoll gehackte Petersilie

 

Meersalz, schwarzer Pfeffer, frisch geriebene Muskatnuss

 

Butter und Öl ein einem großen Topf erhitzen und die Zwiebeln darin langsam andünsten, bis sie weich sind. Knoblauch und Steckrüben hinzufügen und weiterrühren. Dann den Dinkel oder die Graupen dazu geben und einige Minuten weiterrühren. Nun nach und nach die Brühe hinzugeben, wie bei einem Risotto, und unter häufigem Umrühren köcheln lassen, bis die Flüssigkeit (fast) aufgesogen ist und das Getreide weich, aber gerade noch bissfest ist, das sollte nach ca. 25 min (Gerstengraupen etwas länger) der Fall sein. Eventuell noch Brühe nachgeben. Zuletzt Petersilie und geriebenen Käse unterrühren, mit Salz, Pfeffer und etwas Muskatnuss abschmecken und mit geriebenem Käse bestreut servieren.

 

Ein bauch- und seelenwärmendes Essen. Bei Mr. Fearnley-Whittingstall reicht es übrigens für 4 Personen, bei uns nicht. 

Ach ja, wie für die meisten Wurzelgemüse gilt auch für die Steckrübe: je kleiner, desto zarter.

 

Beim Rüben zeichnen fiel mir auf, dass ich noch nie eine Steckrübe mit Blättern gesehen habe und weder Oma noch Eltern sie je im Garten hatten. 

Und ich erinnerte mich an das russische Märchen vom Rübchen, das wächst und gedeiht und riesengroß wird und sich erst aus der Erde ziehen lässt, als der Großvater, die Großmutter, das Kind, der Hund, die Katze und die Maus gemeinsam ziehen... Kennt ihr´s? Ach, ich weiß noch genau, wie die Bilder dazu aussahen. 

 


Kommentar schreiben

Kommentare: 3
  • #1

    Annette (Dienstag, 12 April 2016 20:12)

    Wunderbare Rüben...alle selbstgezeichnet???
    GEFÄLLT!!!
    Annette

  • #2

    swig – filz felt feutre (Mittwoch, 13 April 2016 09:10)

    Ich hasse Steckrüben (im Teller). Ansonsten finde ich sie, vor allem jung, sehr hübsch und bei Dir noch mehr… Herzliche Grüße von den französischen "navets".

  • #3

    Eveline Renell (Dienstag, 07 Februar 2017 10:45)

    Liebe Dagmar,
    Mein Name ist Eveline Renell. Im Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (www.nutzpflanzenvielfalt.de); bin ich für die Koordination der Regionagruppen zuständig. Außerdem habe ich die Rezptsammlung zusammengesteltl, die bei Kulturpflanzen - Gemüse der Jahre 2017/18 auf unserer Homepage zu finden ist. Ich durchforste regelmäßig das Internet nach weiteren schönen Rezepten. Dabei fiel mir das Steckrüben-Dinkel-Risotto auf. Auch finde ich Ihre Zeichnungen bzw. Aquarelle wunderschön. Darf ich davon etwas für unsere Rzeptsammlung verwenden? Sie können sich selbst überzeugen, dass alles Gesammelte nur unter Nennung der vollständigen Quelle eingestellt wird.

    Ich freue mich auf Ihre Antwort!

    Mit herzlichen Grüßen

    Eveline Renell nocp