Der Berg ruft - eine Woche durchs schöne Wallis und Tessin

Blick von der Belalp im Oberwallis mit Abendsonne, rechts am Rand das Belalphotel
Blick von der Belalp im Oberwallis mit Abendsonne, rechts am Rand das Belalphotel

Ich mag die Berge. Schon als Kind immer mit den Eltern gewandert, ergreift mich manchmal eine Bergsehnsucht, nach hohen Gipfeln, schneebedeckten Spitzen, Ausblicken, die sich ständig ändern,  Alphütten, Bergluft, Wanderstiefeln, Kuhglocken...

Meersehnsucht hab ich auch ganz oft. Fast immer eigentlich. Aber nicht im September, da rufen die Berge!

Vor fast zwanzig Jahren hab ich kühehütend allein einen Sommer auf einer Alphütte im Wallis verbracht, das war anstrengend und großartig und lehrreich, hat mich an Grenzen gebracht und ich möchte es auf keinen Fall missen. Da hab ich mich ein bisschen ins Wallis verliebt. Und muss da deshalb immer mal wieder hin.


Der Rhonegletscher am Furkapass
Der Rhonegletscher am Furkapass

Als Weg über die Alpen wurde diesmal der Furkapass gewählt. Jeder Pass ist anders. Die, wo man unten auch durch einen Tunnel fahren kann, sind besonders schön, weil sich hier nicht die LKW´s hochschrauben. So wie der Furkapass. Ich wusste gar nicht, dass es dort  einen Gletscher gibt, den Rhonegletscher. Fast hätte ich ihn nicht gesehen, weil man dafür Eintritt zahlen muss und ich das doof fand, aber ich wurde überredet. Der Anblick ist schon beeindruckend, man kommt ihm sehr nah, kann sogar ins Innere gehen, ein künstlich angelegter Gang, von dem das Wasser tropft.  Ein Teil des Eises ist zum Schutz vor der Sonne abgedeckt, das erinnert an ein Christo-Werk, trotzdem ist das Schmelzen nicht aufzuhalten. Wenn man sieht, wie dieser Gletscher noch vor 40 Jahren ausgesehen hat (in der Pass-Raststätte, die ihre Hoch-Zeit deutlich hinter sich hat, sieht man alte Bilder), macht einen das auch nachdenklich und traurig. Aber im Vergleich zum Großen Aletschgletscher, dem größten Eisstrom der Alpen, auf den wir auch noch einen Blick werfen wollen, ist das hier ein "kleiner Fisch". 


Nachtfrost! Warten, dass die Sonne uns wieder auftaut und dann bei strahlend blauem Himmel eine Wanderung im Binntal zum Albrunpass
Nachtfrost! Warten, dass die Sonne uns wieder auftaut und dann bei strahlend blauem Himmel eine Wanderung im Binntal zum Albrunpass

Das Binntal im Oberwallis, eher zufällig bei der Campingplatzsuche entdeckt, ist ein Landstrich, der so ganz anders ist als das Klischee von Zermatt und seinem Horn, keine Viertausender, auch keine Seilbahnen oder Skipisten, dafür viel Bauernland, ursprüngliche Natur und seltene Gesteinsarten. Das Binntal ist uraltes Siedlungsgebiet, Bedeutung gewann es durch seine Nachbarschaft zu Italien, der  Albrunpass (2409m), der schon im Spätmittelalter von den Walsern benutzt wurde, ist heute ein beliebtes Wanderziel, hier steht auch die im Sommer bewirtschaftete Binntalhütte des Schweizer Alpenclubs, in der wir wegen der netten Hüttenwirtin Bernadette fast spontan übernachtet hätten (nachdem wir ganz kurz in Italien waren:-)) 

 

 

 

Im Wallis trafen wir Schwarznasenschafe, lustig anzuschauen mit ihrem dickem weißem Lockenfell, spiralförmigen Hörnern, schwarzen Gesichtern und Füßen, sie sind ganzschön groß und deutlich neugieriger als norddeutsche Schafe.

Unser Weg führte vom Rhonetal mit der Seilbahn auf die Belalp, die ihren Namen "schöne Alp" zu Recht trägt. Und hier, auf 2130 m Höhe, direkt an der Aletschkante, mit Blick auf den Aletschgletscher und schneebedeckte Viertausender, steht das Hotel Belalp, gastlich, freundlich (Danke Luigi), mit guter Walliser Küche und grandioser Aussicht. Und ´nem Zimmer mit Balkon (logisch, dass das nicht gerade günstig war, aber die heiße Dusche war es wert, ich sag nur Aufstehen bei minus 4 Grad!)

Aus der mäßigen Sicht bei der Ankunft (keine Viertausender, pffff) wurde am nächsten Morgen Nullsicht. Dicker kalter Nebel. Aber der Plan, heute einen Dreitausender zu erklimmen, stand. Das Sparrhorn rief.

Man sieht, warum das Sparrhorn Sparrhorn heißt, sehr schroff und manchmal fast Herr-der-Ringe-Mordor-mäßig. Und ja, das Weiße ist Schnee. Aber die roten Wegweiser führten uns gut, dann endlich das Gipfelkreuz in Sicht und bilderbuchmäßig riss oben der Nebel auf und ein paar Bergriesen erschienen aus dem Nichts. Hach, so schön. Nach 10 min andächtigem Sitzen, Gucken und Schokoriegel futtern war es sooo kalt, dass wir Tschüß Sparrhorn sagen mussten. Nachdem wir uns ins Gipfelbuch eingetragen hatten. Der Rückweg dann bei komplett anderem Wetter, immer wieder beeindruckend, wie schnell sich das in den Bergen ändern kann.


Frühes Aufstehen wurde durch einen bezaubernden Morgengruß belohnt, Dom, Matterhorn und Weißhorn leuchten rosa in der Morgensonne (kein Handyfoto kann diese Stimmung auch nur annähernd einfangen). Aber losreißen, wir wollten noch weiter ins schöne Tessin, wo es nämlich deutlich wärmer ist. 


Ich mag ja die Weite und das Majestätische der Walliser Alpen, aber das Tessin hat seinen eigenen Reiz, es gehört zur Schweiz und ist doch schon so italienisch, und so vielfältig, die engen Gebirgstäler, das Centovalli, die typischen kleinen Schieferhäuser, die Kastanienwälder... Und das Val Bavona - ein wildes Tal mit dicken Felsbrocken, das nicht elektrifiziert ist und in dem im Winter nur ein einziges von zwölf Dörfern bewohnt ist und wo die Sonne im Winter überhaupt nur eine Stunde hinkommt,  man kann  sich kaum vorstellen, wie karg und hart das Leben der Menschen hier früher war. Und dann ist man innerhalb einer halben Stunde in Locarno am Lago Maggiore mit Palmen, Blumenpracht und Seepromenade.

Und immer ist die Zeit zu kurz.

Bis zum nächsten Mal, Berge! 

 

Merke: Wenn man weiß, dass man so parkt, sollte man das bis zum Abend nicht vergessen, nicht im Stockdunkeln noch schnell was aus´m Kofferraum holen und nicht zwei Schritte zurücktreten, um die Heckklappe zu schließen. Das endet sonst mit diversen Prellungen. Jedenfalls bei mir.

Aua.

Passt gut auf euch auf, manchmal passieren doofe Sachen, wenn man gar nicht damit rechnet.

Nachtrag: Und weil diese Woche in den Bergen sooo schön war und die Bilder das Gefühl ein wenig zurück holen, schicke ich sie zu Nic´s "freezeplease" Momenten im September.

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Kommentare: 3
  • #1

    Carolin (Donnerstag, 02 Oktober 2014 18:56)

    Was für unglaublich großartige Bilder!!!!!!

    Liebe Grüße,
    Carolin

  • #2

    Christiane (Sonntag, 05 Oktober 2014 21:00)

    Auch bei dir Berg- und Meeressehnsucht - wie schön! :-)
    Deine Wanderwoche hört sich auch ganz toll an!
    Im Wallis und im Tessin war ich noch nie, möchte aber sehr gerne hin - Und nach deinem Bericht noch mehr :-) Wunderschöne Bilder! Wie krass mit dem Gletscher! Und die Schafe sind ja knuffig :-)
    Zum Klettersteig hab ich dir bei deinem Kommentar auf meinem Blog geantwortet.
    (Ich weiß nicht, ob du per Mail benachrichtigt wirst.)
    Liebe Grüße
    Christiane

  • #3

    nic {luzia pimpinella} (Montag, 06 Oktober 2014 13:52)

    da bekomme ich gerade ganz große bergsehnsucht hier...

    schön, dass du mitmachst! :)

    liebe grüße
    nic